Leider müssen wir alle Vorstellungen absagen.

 

Ulrike Maria Stuart

von Elfriede Jelinek

Zwei Frauen, Schillers Maria Stuart und Elisabeth I, könnten es sein, vielleicht auch Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin oder Frauen von heute, streiten um ihren Platz in der Geschichte.
Es geht um Anerkennung, Liebe, Ideale und Macht – letztendlich um eine Identität.

Vereint nur noch im Widerspruch, zweifelnd die eine (Ulrike/ Maria), von der Notwendigkeit des eigenen Tuns unbeugsam überzeugt die andere (Gudrun/Elisabeth). So erheben sie Führungsansprüche. Eines scheint ihnen sicher: Die Logik der Machtausübung kennt nicht das Frausein, nicht die Mutter. Ein Egotrip beginnt, der sich um die allgemeinen Bedürfnisse nicht schert. Und schließlich auch die eigenen verrät.

Was mag Meinhof, die Journalistin, und die einstige Verlegerin Ensslin, in den Untergrund getrieben haben? Wohin hat der bewaffnete Kampf geführt? Beide Frauen lässt Jelinek als Un-Tote durch verschiedene historische Zeiten spuken, die ihnen keine Ruhe lassen.

Ein Reizpunkt ihrer Auseinandersetzung ist der Mann, das Kind, Andreas (Baader) – „Baby“, wie Gudrun ihn gerne nennt. Bohrender jedoch ist die Frage, ob sie nicht alle Produkte einer Ideologie waren und heute noch sind, die den Blick verengte bis zum Wirklichkeitsverlust.

Wir freuen uns, Judith Kriebel, die mit großem Erfolg 2019/20 „Der Richter und sein Henker“ von Friedrich Dürrenmatt im KALEIDOSKOP inszeniert hat, wieder für eine Regiearbeit gewonnen zu haben. Zudem wird neben Rosalie Maes zum ersten Mal Marie Jung bei uns zu sehen sein.

Elfriede Jelinek schreibt gegen Misstände im öffentlichen, politischen aber auch privaten Leben der österreichischen Gesellschaft an. Dabei benutzt sie einen sarkastischen, provokativen Stil, der von ihren Gegnern (Nestbeschmutzer-Diskussionen), aber auch von ihr selber mitunter als obszön, blasphemisch, vulgär oder höhnisch beschrieben wird. 2004 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.